Foto versus Film? Was ist wichtiger auf einer Hochzeit?

Wenn ich mit Kunden telefoniere kommt es immer wieder zu diesem einen Thema, deshalb möchte ich meine Gedanken und ein paar Anekdoten aus vergangenen Hochzeiten mit dir teilen.

Es steht außer Frage, dass zu einer Hochzeit ein Hochzeitsfotograf gehört, wenn man sich noch nach der Hochzeit an den schönen Tag erinnern möchte. Ganz anders sieht das jedoch mit einem Hochzeitsfilm aus. „Brauchen wir nicht!“ – „Da muss man extra den Fernseher anmachen“ – „Zu teuer“- „unnötig“ – „Fotos sind uns wichtiger“ sind nur einige Dinge, die ich ab und an zu hören bekomme.

Aber sind diese Einwände gerechtfertigt? Klar, wenn das Budget begrenzt ist, dann entscheidet man sich natürlich für die Fotos, die man sich aufhängen kann, für die Danksagung verwendet und die man in einem Fotoalbum verewigt. Hochzeitsfotos sind ein No-Brainer, denn bei der ganzen Vorbereitung und Mühe, die man sich für den Tag gegeben hat, möchte man auch anständige Erinnerungen und Beweisfotos haben.

Ich habe schon einige Jahre Hochzeiten fotografiert, bevor ich auch Filme in mein Sortiment mit aufgenommen habe. Erst nachdem ich die Ausbildung zur Mediengestalterin Bild und Ton abgeschlossen hatte, habe ich mir Bewegtbild zugetraut. Ich kenne beide Bildwelten und kann daher gut abschätzen, was „wichtiger“ ist. Meine Antwort ist heute ganz einfach, auch wenn sie zuvor eindeutig Fotos präferierte: Beides!

Nicht, weil ich mein großes Paket unbedingt verkaufen möchte, sondern einfach, weil beides unvergleichlich ist. 

Die Stimmen im Film

Ein Foto kann sie niemals wiedergeben, die Stimme eines geliebten Menschen. Das Lachen. Die kleinen Veränderungen im Gesicht, wenn die Mundwinkel hochgezogen werden. Ein Foto wird es nie zeigen können, wie ein Mensch vor Aufregung gezittert hat, geschluchzt hat oder wie die Emotionen sich in der Stimme gebrochen haben.

Ich habe 2011 meinen Bruder verloren. Er war damals kurz vor seinem 14ten Geburtstag und ich mitten in meinen Abiturprüfungen. Mein wertvollster Besitz sind die kleinen Filme, die ich immer wieder abspielen kann. Ich höre sein Lachen und bin versöhnt mit dem Verlust, denn für diesen Moment ist er wieder da. Sein Lachen erfüllt meinen Körper und erfreut mich zutiefst. Ohne diese Filme wäre sein Lachen im Moment seines Todes für immer verstummt.

Die Gemeinsamkeit von Hochzeiten und Beerdigungen

Es ist noch immer ein Tabuthema über den Tod zu sprechen und vor allem, wenn man heiratet möchte man nicht ans Sterben denken. Dennoch ist es nach wie vor so, dass wir die meisten Verwandten auf Hochzeiten und Beerdigungen treffen. Hochzeiten sind also in erster Linie Familientreffen, die es viel zu selten gibt. Das bedeutet wiederum, dass die Aufnahmen, die bei diesen Anlässen entstehen einen immensen Wert für das Familienerbe haben. 

Leider habe ich es nicht nur einmal erlebt, dass ein Elternteil eines Hochzeitspaares schwer erkrankt war. Ich werde nie vergessen, wie schwer es mir fiel meine Tränen zurückzuhalten, als die Krebskranke Mutter der Braut in der ersten Reihe zu weinen begann. Ich dachte mir damals, wie soll ich jetzt nur Fotos machen? Es war einerseits die Trauer, die es mir schwermachte, aber auch das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun. Darf man das moralisch überhaupt? 

Ich knipste weiter, denn ich wusste, dass die Fotos, die ich an diesem Tag machen werde, die letzten professionellen Bilder sein könnten, die es von dieser wundervollen Mutter geben könnte. 

Als ich 2017 eine Hochzeit in Holland begleitete ereilte mich dasselbe Schicksal erneut. Dieses Mal war es der Vater der Braut, der gegen Krebs kämpfte. Der Unterschied war, dass ich auf dieser Hochzeit aber neben den Fotos auch einen Film erstellte.

Mit dem Wissen über die traurige Situation stand für mich fest, dass ich ein besonderes Andenken schaffen wollte. Ich lud den Vater zu einem Interview ein, nahm mir die Zeit und bannte auf den Film, was er seiner Tochter für das Eheleben mitgab. Ich bannte auf den Film seine positive Einstellung und seinen Kampfgeist. Ich nahm sein Lachen auf und kann es nun seinen Kindern und Enkelkindern jedes Mal wiederschenken, wenn sie den Film anmachen, jedes Mal wenn sie bewusst rezipieren und theoretisch die Augen schließen könnten, um mit dem Herzen zu sehen. Um das wahrzunehmen, was ein Foto niemals wahrnehmbar machen kann.

Seit diesem Tag weiß ich, dass ein Film genauso wichtig ist, wie ein Foto, das man aufstellen kann. Ja, es ist mehr Aufwand, es ist „teurer“ als wenn man nur Fotos anfertigen lässt aber es gibt uns irgendwann etwas Unbezahlbares zurück – Das Leben, das sich bewegt, pulsiert und was laut ist/war.

Ein Zeitzeugnis

Eines Tages sitzen vielleicht Kinder vor eurem Fernseher und schauen sich an, wie verliebt ihre Eltern am Tag der Hochzeit waren. Sie sehen, dass und wie Opa noch getanzt hat und Oma noch da war. Diese Dinge kann ein Film meiner Meinung nach viel besser konservieren als Fotos. Nichtsdestotrotz sind Fotos genauso Zeitzeugnis, genauso Erbe, wie Filme. Beide Bildwelten haben ihre Vorteile und Nachteile. Meistens merkt man das erst, wenn man bereut, dass man kein Geld hatte für den Film, der einem das Lachen eines geliebten Menschen zurückbringen kann.

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